Heizkurve und Parallelverschiebung

  • Guten Tag,

    bei unserem kleinen MFH (Fußbodenheizung, Wärmepumpe, Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung) gab es Fehlermeldungen bzgl der Heizgastemperatur. Der Fachmann stellte die Steilheit flacher, den Endpunkt der Rücklauftemperatur auf 38° C. und eine Parallelverschiebung von +2° C. (K).

    Mich interessiert nur mal die Theorie. 38°C + 2° C ergibt einen Endpunktbereich um die 40° C. Warum geht man nicht auf den, für Fußbodenheizungen durchaus üblichen Wert, von Endpunkt 30° C. und erhöht die Parallelverschiebung um 10° C (K). Dann liegt man auch im Bereich von 40°C.

    Macht man das einfach nicht oder gibt es andere Zwänge?

    Wer kennt sich aus, wer weiß eine Antwort.

    Im Voraus vielen Dank.

  • Macht man das einfach nicht oder gibt es andere Zwänge?

    Das macht man genau SO wie die Anlage in der Planung ausgelegt wurde:

    VL-Temperatur X bei Norm-AußenTemperatur Y ergibt RL-Temperatur Z und deckt damit die jeweiligen Raum-Heizlasten W

    und dann alles an den einzelnen Heizkreisen einreguliert auf die ebenfalls in der Planung ermittelten Umalufwassermenge XX l/h. DAS ist alles Leistung des Installateurs. Der Nutzer braucht ggf nur ein paar Feinheiten nachzustellen, zB nach der Bautrocknung die Heizkurve abzusenken.

    Merke "Jedes Grad kostet bei einer WP 2-3% Effizienz" und jedes Prozent kostet GELD, DEIN Geld!

  • was die heissgastemperatur mit der heizkurve zu tun haben soll erschliesst sich mir nicht. das eine ist eine interne prozessgroesse, das andere ein zielwert.

    Fur mich klingt das nach zu wenig Durchfluss.

    Dieses "jedes grad mehr .." mag ja stimmen, allerdings: wen interessiert , ob die heizkosten/jahr 1500, 1530 (+2%) oder 1710 eur (+14%, 5°C mehr?) betragen?

  • gab es Fehlermeldungen bzgl der Heizgastemperatur.

    Dass wird die berühmte und gefürchtete "Hochdruckstörung" sein, so ähnlich wie wenn bei einem Kessel der STB fliegt. Genau:

    Fur mich klingt das nach zu wenig Durchfluss.

    Wäre halt ein Zeichen für:

    - zu viel abgedrehte Heizkreise...."im Flur und Küche und Schlafzimmer brauch ich keine Heizung"...

    - weil die Heizkurve zu hoch ist und die Räume überheizen, siehe beim Auto "Gasgeben und mit der Handbremse die Geschwindigkeit regeln"

    - weil man die Anlage nicht klar ausgelegt, geplant, eingebaut und einreguliert hat....

    - und nach dem Trockenheizen die Heizkurve nicht abgesenkt hat

    Es müssen halt ALLE drei Beteiligten abgestimmt sein: Haus, Anlage und NUTZER!

  • Sehe ich auch so wie WPlaner und x12r13!

    Ich gehe auch mal davon aus, dass der Heissgas- oder Heizgasfehler ein Fehler auf der Hochdruckseite der Wärmepumpe ist die genügend Wärmeproduziert, welche dann allerdings (z.B. wegen geschlossener Heizkreise) nicht an den Verbraucher abgeführt werden kann. Das bedeutet zu hoher Kältemitteldruck im Hochdruckkreis der Wärmepumpe = Hochdruckfehler

    VG
    Hagez

  • Lösungen in Bild und Ton:

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  • Für die richtige Einstellung der Heizung benötigst Du eigentlich nur zwei Zahlen, die berechnet, gemessen oder durch Ausprobieren gefunden werden können, nämlich wieviel Wärme Dein Haus verliert, und wieviel Wärme Deine Heizung an den Innenraum Deines Zuhauses abgeben kann. Beides ist natürlich vom Wetter abhängig (also von der Außentemperatur). Diese beiden Werte muss man zusammenbringen, und das macht man üblicherweise durch das richtige Einstellen der Heizkurve. Es gibt genau eine richtige Einstellung, die passt. Normalerweise berechnet das ein Profi, der dann auch alle Details Deines Hauses mit einbezieht und ggf. auch Erfahrungswerte aus dem Wohnverhalten, also wieviele Leute, wird gekocht etc... Der Profi berechnet normalerweise, da er keine Messdaten zur Verfügung hat (die müsste man in einer ganzen Heizsaison aufnehmen), und auch keine Zeit zum Ausprobieren hat. Du selbst, der Du im Haus wohnst, kannst natürlich viel Ausprobieren, aber auch das muss systematisch gemacht werden. Schöner ist es, wenn man Messwerte hat, denn Ausprobieren nervt.


    Wie man das macht, kann ich kurz schildern. (wie schon gesagt, die Details überläßt man besser einem Profi)

    Wir möchten innen im Haus immer eine Temperatur von 20°C haben. Wenn es also draussen wärmer ist, wird nicht geheizt, dann macht man einfach das fenster auf.


    Betrachten wir die Wärmeverluste des Hauses. Wenn es draussen 0 Grad hat, verliert das Haus dann doppelt so viel Wärme, wie bei 10 Grad aussen. Bei -10 Grad aussen, dann dreimal so viel.


    Bei der Heiz-Wärme-Erzeugung sieht es so aus: Bei einer Wasser-Vorlauftemperatur von 30°C liefert die Heizung doppelt so viel Wärme ins Haus wie bei 25°C Vorlauf. Bei 35°C entsprechend dreimal so viel.


    Jetzt ist natuerlich die Frage, wieviel ist das denn?

    Edited once, last by endif: Ein Beitrag von endif mit diesem Beitrag zusammengefügt. (December 12, 2024 at 9:36 AM).

  • Fuer die Wärmeverluste des Hauses habe ich eine Heiz-Saison eine Messreihe gemacht. Ich habe jeden Tag den Energieverbrauch (z.B. der Gasheizung, oder Wärmeerzeugung der Wärmepumpe) zusammen mit der (mittleren) Aussentemperatur notiert. Die ca 100 Messpunkte dann in eine Grafik aufgetragen (X-Achse: Aussentemperatur, Y-Achse die täglich verbrauchte Wärmemenge). Dann eine Gerade durch die Punkte gelegt (mit Augenmass, so dass möglichst viele Punkte nah bei der Gerade liegen und etwa genausoviele darunter wie darüber). Die Gerade schneidet die Y-Achse (bei 0Grad Aussentemperatur) bei 51 kWh und bei +20 Grad ist sie bei 0 kWh). Deshalb weiss ich jetzt, dass das Haus z.B. bei -20 Grad Aussentemperatur 102 kWh verbrauchen würde. Wichtig bei dieser Messung ist aber, dass die Heizung es immer geschafft hatte, meine Wohlfühltempertur von 20 Grad innen zu erreichen. Wenn Ihr also mal 2 Wochen in Urlaub wart und die Heizung deshalb abgestellt hattet und dann das ausgekühlte Haus wieder aufgeheizt, lasst diese Messwerte weg.

    Für die Wärmeabgabe der Heizung (in diesem Fall der Wärmepumpe mit Heizkörpern und teilweise Fußbodenheizung) muss ich noch eine andere Messung machen. Ich muss jetzt für verschiedene Vorlauftemperaturen die Wärmeabgabe aller Heizkörper zusammen messen. Das ist nicht so einfach. Aber einen Punkt kennen wir ja schon, nämlich: bei 20 Grad Vorlauf ist die Wärmeabgabe 0.


    Wenn Du nun nicht ausprobieren willst, brauchst Du die Angaben zu allen Deinen Heizkörpern und musst die Heizleistungen addieren. Die werden üblicherweise in kW pro Kelvin Temperaturdifferenz angegeben. Bei Fussbodenheizungen ist auch noch die Beschaffenheit des Fussbodens einzurechnen. Das ist kompliziert. Eine Messung sähe hingegen so aus: Mach alle Thermostatventile aller Heizungen ganz auf. Warte auf stabiles Wetter, am besten bei kalten Temperaturen, z.B. 0 Grad aussen. Und wenn deine Vorlauftemperatur für mehrere Tage so gepasst hat (also Innentemperatur von 20 Grad erreicht wurde), dann hast Du Deinen Messwert. Beachte, es gilt nur für den einfachen Fall, dass es keine unterdimensionierten Heizkörper in einzelnen Räumen gibt, und es in allen Räumen etwa gleich war geworden ist. Sonst muss hier wieder der Profi ran. Bei diesem Stting hat das Haus also genausoviel Energie verloren wie die Heizung abgegeben hat, und Du hast ja den Verbrauch, die Aussentemperatur und die Vorlauftemperatur notiert. Also 51 kWh, 0 Grad aussen und 35 Grad Vorlauf. Wenn Deine Heizkörper überall gross genug sind und nicht limitiert, dann ist das alles, was Du brauchtst.


    Deine Heizleistungskurve ist damit H(v)=51kWh*(v-20°C)/15K.

    Aus der Verbrauchmessung oben hattest Du die Gerade ermittelt: V(t)=51kWh*(1-t/20°C)

    Verbrauch und Wärmeabgabe müssen sich jetzt ja aber immer die Waage halten, also setzen wir beide gleich:

    H(v)=V(t), und wir wollen die Gleichung nach v(t) auflösen, also

    51kWh*(v-20°C)/15K=51kWh*(1-t/20°C)

    v(t)=(1-t/20°C)*15K+20°C

    Und das ist jetzt Deine Heizkurve. Das siehst Du, wenn du weiter auflöst:

    v(t)=-t/20°C*15K+35°C

    Die Steigung ist also 15/20=0.75, und der Punkt bei 0 Grad: 35°C

    Ist hier jetzt nur ein fiktives Beispiel, bei vereinfachten Annahmen über das Haus und die Heizkörper etc. Aber es soll ja nur die Zusammenhänge verdeutlichen. Je beser Du die beiden Kurven messen kannst, desto genauer kannst Du die Heizkurve einstellen und es wird für alle Aussentemperaturen dann passen. In der Praxis hat man aber immer einige Räume, wo die Heizung nicht gross genug ist, oder man möchte unterschiedliche Temperaturen in jedem Raum. Das alles kann die Einstellung veraendern. Ausserdem hat man ausser der Heizung auch noch andere Wärmequellen, die hier nicht berücksichtigt sind.


    Nochwas: Manche Heizungen verwenden keine lineare Heizkurve, sondern eine komplizierter geformte, die im wesentlchen bei + 10 Grad aussen etwas mehr Vorlauf machen und bei +20 Grad dann schneller gegen 20 gehen. Das war für HochtemperaturHeizungen (Gas/Öl) irgendwie vorteilhaft. Die Steigung bei niedrigen Temperaturen dadurch etwas kleiner und bei hohen etwas höher. Aber bei Wärmepumpen wird das immer weniger wichtig. Man arbeitet sowieso mit kleineren Steigungen um 0.4. Hat lieber bei höheren Temperaturen etwas mehr Vorlauftemperatur, da dort die Wärmepumpe eh effizienter arbeitet und bei niedrigen dann nicht so viel mehr. Da die Wärmepunke meist auch in dem Bereich taktet, macht die geringere Heizleistung dann ja eher das Untersetzungsverhältnis von an/aus als die Vorlauftempertur selbst. Alle Berechnungen, die das nicht berücksichtigen, sind deshalb immer total ungenau und passen nachher nicht zur Praxis. Bleibt dann wieder nur ausprobieren, wenn man nicht Energie verschwenden will und deshalb vorsorglich alles zu warm einstellt. Also: Bei ner Wärmepumpe ist die "Heizkurve" bei hohen Temperaturen eh steiler als eingestellt, und bei niedrigen dann flacher. Der Punkt wo das ineinander übergeht ist die Aussen-Temperatur, bei der die Waermepumpe aufhört zu takten. Wenn diese Temperatur wegen Überdimensionierung sehr klein ist, kann man fast mit einer konstanten Vorlauftemperatur genausogut arbeiten (also Steigung 0). Kaum ein Heizungsinstallateur berücksichtigt dieses.

    Edited 4 times, last by endif: Ein Beitrag von endif mit diesem Beitrag zusammengefügt. (December 12, 2024 at 11:54 AM).

  • Ich gehe sogar fast so weit zu sagen, dass das klassische Konzept der Heizkurve für Wärmepumpen nicht anwendbar ist. Es passt einfach nie richtig. So könnte es stattdessen aussehen: (aber das lässt sich bei den WP nicht einstellen).

  • Ja, hab ich gefunden, den Parameter. Steht momentan auf 15°C. Werde mal probieren, den auf 34°C zu setzen. Aber was ist im Sommer? Dann braucht man das ja nicht. Ich muesste auch noch den anderen Parameter finden, der sagt, ab wann überhaupt nicht mehr geheizt werden soll...

  • Nennt sich "Umschaltung auf Sommerbetrieb" und hängt von der Außentemperatur ab. Ansonsten manuell abschalten.

    "Automatische Sommer/Winter-Umschaltung" und da STELLT man die Außentemperatur ein, bei der umgeschalten wird. Das ist Gebäude-Bestand 15 Grad. Manuell fix umgeschalten wird nur im echten Sommer, damit nicht morgens die Heizung läuft nur weils im Juli grad mal morgens unter 15 Grad hat.

  • OK, da muss ich erstmal suchen, der Parameter heisst wohl anders. Aber das mit dem Manuellen Abstellen finde ich nicht so gut, dann bleibt das für alle Zukunft immer an mir hängen. Wäre besser, wenn man das Automatische machen könnte, aber auch einen Saisontimer hat meine Wärmepumpe nicht.

  • Der Parameter MUSS so ähnlich heißen, da gibts nicht viel Möglichkeiten. Vielleicht auch als "Heizgrenze oder Heizgrenztemperatur" benannt. Das ist eine der Grundfunktionen. Ich weiß jetzt nicht ob das zu viel verlangt ist zwei mal im Jahr an die Anlage zu gehen um dussliches unnötiges Heizen zu unterbinden aber dann wird das halt der Strompreis regeln.

  • Hm, man kann eine Wunschraumtemperatur angeben (derzeit 22°C), aber wir haben gar keinen Raumtemperaturfühler. Auf der User-Ebene kann man die Waermepumpe nur von "Heizen plus Warmwasser" auf "nur Warmwasser" umstellen. Das muesste man dann manuell machen. Die vielen anderen Parametern sind ansonsten auf der Ebene des Menus versteckt, die nur für den Installateur sind.

    Was mich aber an der "nur Warmwasser" Einstellung stört, ist, dass dann das Dreiwegeventil dauerhaft geöffnet gehalten wird, was zur Folge hat, dass es (dauerhaft) Strom verbraucht und auch das dann heisse BrauchWasser von Der Heizkreispumpe (zwar nicht mehr dauernd an, aber dafuer "interval") durch die Leitungen und die Wärmepumpe zirkuliert wird, was ja unnötige Wärmeverluste zur Folge hat. Deshalb, so dachte ich, besser auf "Heizen plus Warmwasser" stehen lassen und irgendwie das Heizen durch ein Temperatursetting verhindern. Nun Ja, mal sehen, der Sommer kommt ja erst noch...

  • OK, da muss ich erstmal suchen, der Parameter heisst wohl anders. Aber das mit dem Manuellen Abstellen finde ich nicht so gut, dann bleibt das für alle Zukunft immer an mir hängen. Wäre besser, wenn man das Automatische machen könnte, aber auch einen Saisontimer hat meine Wärmepumpe nicht.

    Bei mir gibt es einen Parameter, der heißt "Außentemperatur-Abschaltgrenze". Er ist auf 17° eingestellt. Das kann ich jederzeit verändern.
    Meine Min.Vorlauftemperatur ist auf 30° eingestellt und die Steilheit der Kurve auf 0,38. Damit erreiche ich eine Wohlfühltemperatur von 21,5°.
    Ich habe den Eindruck, das meine WP dies automatisch regelt.

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